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Der drückende Schuh

Eine Erinnerung:


Du bekommst neue Schuhe.

Du schlüpfst hinein. Sie passen nicht wirklich.

Was machst Du? War Dein Gedanke: Ich suche mir andere Schuhe?! Vermutlich. Und es ist ein sehr logischer Gedanke.


Hier ist aber, was wir oft stattdessen tuen. Und keine Sorge, mit Dir hat das sicherlich gar nichts zu tun:

Ich merke, dass der Schuh nicht passt. Aber er ist ja nunmal da und ich möchte gerne spazieren. Also versuche ich es mit Blasenpflaster. Viel besser. Nach einer Weile sind diese aber nutzlos und aufgerieben. Meine Füße schmerzen. Aber ich hab diese Schuhe irgendwie lieb gewonnen, sie haben mir ja die letzten Kilometer gute Dienste geleistet. Auf der Innenseite stopfe ich sie mit Watte aus, dann rutscht es vielleicht nicht so. Auch das funktioniert zunächst, aber…

Ich mache es mir so gemütlich wie möglich in den Schuhen, von denen ich genau weiß, dass sie mir nicht passen und nie passen werden. Vielleicht haben sie auch einmal gepasst, irgendwann und ich habe nicht wirklich gemerkt, dass ich ihnen entwachsen bin. Und trotzdem zögere ich, sie zu wechseln. Aus vielerlei Gründen Die alten Schuhe funktionieren ja noch. Nicht für mich, aber ich kann sie doch nicht wegschmeißen, nach all den Abenteuern, die wir gemeinsam erlebt haben. Ja, es leiden meine Füße und ich gehe vielleicht etwas langsamer und die Wege werden kürzer. Aber diese Schuhe gehören zu mir. Irgendwie. Und es ist nicht so, dass ich nicht wüsste, wie sich passende Schuhe anfühlen. Wie sie sich anschmiegen und mich wie auf Wolken tragen. Wie sie mir das Gefühl geben, ich gehe stabilen Schrittes durchs Leben.


Ich könnte für Schuhe jetzt Vieles einsetzen: Eine Beziehung, einen Arbeitsplatz, eine Freundschaft und und und. Wiegesagt: Dir kommt es sicher nicht bekannt vor. Aber ich finde mich immer wieder in Situationen, die mir irgendwann so vertraut sind, dass ich sie nicht verlasse. Ich verändere sie immer wieder. Versuche die Transformation zu dem, was für mich absolut stimmig ist. Aber es ist nicht möglich. Zumindest nicht auf Dauer. Wenn etwas im Grunde nicht passt, kann es etwas Maßgeschneidertes nie ersetzen. Das, was nur für mich gemacht ist. Wo alles flauschig und cremig und überhaupt ganz einfach ist. Dieses Gefühl kann man sich nicht erdenken oder erarbeiten. Es ist da und es ist der Indikator für das, was wahrhaftig für uns bestimmt ist.


Und das ist jetzt kein weiterer Aufruf dafür, alles hinzuschmeißen und den Traumkonstrukten nachzujagen. Es ist eine Einladung genau hinzuspüren. Zwickt es nur, weil Du dich verbiegst oder ist es wirklich kein guter Schnitt für Dich? ,

Dieser Mensch, dieser Job, diese Situation. Wie fühlt es sich an. Wirklich. Was darf, muss oder kann sich ändern. Du musst nicht weglaufen, nicht handeln aus Panik, nichts ändern aus Frust.

Es braucht nur deinen Mut zur Ehrlichkeit. Dir selbst gegenüber nämlich. Denn von Aussen sehen die meisten Schuhe passend aus. High Heels zum Beispiel. Du weißt schon. Wunderschön, aber das Gefühl? Springst Du damit über Wiesen? Geben sie dir Lust auf ausgiebige Wanderungen?


Jetzt kommt vielleicht der Einwand: Können wir nicht einfach barfuss gehen? Absolut. So oft wie möglich bitte. Über Waldboden, durch Flüsse und auf warmen Sand. Sicherlich spüren wir so das Leben am klarsten.

Aber die Welt, in der wir leben besteht auch aus kantigen Steinen, aus Splittern. Manche Wege sind mit Dornen bewachsen und trotzdem wollen sie beschritten werden. Dafür können wir uns vorbereiten. Es braucht einen gewissen Schutz um die Distanz zu gehen, die notwendig ist um etwas wirklich Neues zu finden.


Würdest du Deine alten, unbequemen Schuhe nun sofort weg werfen? Nein. Dann ständest Du sofort barfüssig und schutzlos dar. Aber allein das Bewusstsein darüber, dass sie nicht passen wird dich für ein neues Paar öffnen.

Du wirst Dir bewusst darüber, dass du es verdienst mit Leichtigkeit deine Schritte zu tun und dass es eben nicht normal ist, sich unwohl zu fühlen. Unser Weg ist nicht von Natur aus schmerzhaft und unangenehm. Dieser unliebsame Zustand muss nicht sein. Es geht mit viel mehr Freude. Und die kreierst Du dir ab jetzt.

Neue Möglichkeiten werden hinter der nächsten Ecke warten. Vielleicht schaust Du dich aufmerksamer um. Und probierst solange, bis Du das Gefühl verspürst, von dem Du weißt, dass es richtig für dich ist. Jede Deiner Zellen weiß und lässt dich wissen, wenn diese Punkt erreicht ist. Aber du erreichst ihn nicht durch pures Aushalten. Nicht durch braves Abwarten. Wir bewegen uns getrieben von Neugier. Von Lebenslust.

Denn Dein Herz weiß, dass Du dafür gemacht bist zu tanzen, zu springen.


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