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Die Trüffel-Frequenz

Wir haben uns im Café verabredet, meine Freundin und ich.

Weil man hier einfach gut arbeiten kann.

Sie mag etwas frühstücken. Ich habe eigentlich keinen Hunger, sehe aber Trüffel-Rührei auf der Speisekarte. Eierspeise in Wirklichkeit, wir sind ja hier in Österreich.

In jedem Fall aber Trüffel!

Ich habe wirklich einiges an Luxus-Speisen probieren dürfen. Austern, Hummer, Kaviar… nichts davon fand ich der Rede wert.

Aber Meine erste Pasta mit frischen Trüffeln hat mir eine neue Welt eröffnet. Vielleicht auch, weil ich sie über den Dächern Santorinis mit Blick auf das glitzernde Meer aß.

Wie auch immer:

Seit diesem Tag ist es für mich der Innbegriff von Gönnung und Fülle.

Dieser Geschmack, dieser Geruch.

Dieser Pilz, der mir das Gefühl gibt wahrhaftig ein lustvolles Leben zu führen. Zumindest für den Moment.


Ein paar Minuten später kommt unser Essen.

Gewöhnliches Rührei, direkt auf dem Brot. Doppelte Enttäuschung.

Gleichzeitig viel zu wenig Energie, als dass ich mich damit auseinander setzen möchte.

Hat eben nicht sein sollen. Meine Freundin schaut mich an: Das wolltest du nicht.

„Macht nichts“ höre ich mich sagen.

Aber innen stampft ein kleines, wütendes Kind.

Menno! Wieso krieg ich nie was ich will. Und dann wird das Brot auch noch matschig. Bäh, alles doof.

Sie scheint mein inneres Kind zu hören:

„Du darfst dir nehmen, was du willst. Du darfst einfordern“


Genau an diesem Punkt hat sie hinter meine höfliche, verständnisvolle Fassade geblickt. Ich liebe sie dafür, doch in dem Moment im Café ging sie mir damit mächtig auf den Keks. Ich wollte die Situation gerne einfach ignorieren. Ich wollte den „Vorfall“ übergehen. Mich übergehen. Meine Wünsche...

Und schon geht es eben nichtmehr um ein Brot mit Rührei. Sondern um das Konstrukt meines Lebens. Verdammt. Schon wieder tiefer blicken. Aber es hilft ja nichts.

Ich habe oft ziemlich genau Vorstellungen von dem, was mir gut tut. Kriege klare Impulse, worauf ich gerade so richtig Lust hab. Und ich finde Wege, diese Dinge zu bekommen und zu erleben.

AUßER: Es sind andere Menschen beteiligt. Dann ist meine bloße Anwesenheit auf diesem Planeten schon störend. Entschuldigen Sie, dürfte ich einen Cappuccino haben? Ach, sie wollen gerade lieber Tee machen. Ja verstehe ich... Dann nehm ich das. Ich nehme, was ich bekommen kann, ohne dabei in den Fluss der anderen einzugreifen.

An sich wäre das sicherlich auch ziemlich nobel und ist aus einer tiefen Empathie mit der Menschheit erwachsen.

Ich konnte als Kind schon spüren, wie es meinem Gegenüber geht. Leider hat mir aber niemand gesagt, dass ich damit nicht unbedingt was anfangen muss. Also habe ich mich selber so geknetet, damit es passt.

Das hat nicht weh getan, ich bin ja emotional gut gedehnt. Nur irgendwie ging das eigene Wollen dadurch ein wenig unter. Auch, weil man immer so schön gelobt wurde als „Alte Seele“ oder „Unkompliziertes Kind“ . Super! Für alle Anderen.



Bin dann Schauspielerin geworden, lustig nicht? Ich habe für's Anpassen quasi ein Diplom.

Nun hab ich aber einen unverschämten Gedanken: Was, wenn die Dinge, die wir wollen nicht einfach nur aus dem Egoismus kommen.

Was, wenn diese Reise, dieses Konzert, dieser Umweg ein wichtiger Baustein in unserer Entwicklung sind.

Wir sind -besonders als Frauen- darauf getrimmt worden, keine Umstände zu machen. Genügsam und dankbar zu sein. Hey, kein Problem mit Dankbarkeit, ich halte sie für absolut essentiell.

Aber dieses Dankbar-Sein für Dinge, die sich eigentlich nicht gut anfühlen, bedeutet, unsere kostbare Intuition zu übergehen.

Es zwickt und stört, aber es passt schon. Es reicht ja. Es ist ja nicht so wichtig.

Vielleicht ist es das. Ich stell mir vor, wie mega gut ich drauf bin, wenn ich ein gutes Essen genieße oder einen richtig erfüllten Tag hatte.

Dann bin ich ein wahres Geschenk für die Welt, ehrlich jetzt.


Verwehre ich mir das zu lange und verfalle in Genügsamkeit, dann sind plötzlich alle anderen dafür verantwortlich.

Weil sie mir nicht geben, was ich mir wünsche. Weil sie mir nicht zuhören. Weil sie mich übersehen und und und.


Ich geh' mein Glück jetzt selber sammeln. Ich will nämlich diesen Genuss, diese Fülle. Ich will alles, was das Leben zu bieten hat.

Die Welt schmecken, spüren und erfahren.

Wir bekommen, was wir nach Draußen senden. Von innen, nach außen. Deswegen ziehen Sorgen noch mehr Kummer an. Sind wir eingetuned auf das Drama-Radio, werden uns lauter Situationen und Menschen begegnen, die uns das Leben schwerer machen.

Ich schwinge ab jetzt auf Trüffel-Frequenz. Mich umhüllt ein Feld von Freude, Lust und leichter Dekadenz. Nichts davon auf dem Rücken anderer, sondern zu meinem allerhöchsten Wohle.

Ich gönne mir, ich fordere, ich frage.

Ich übernehme die volle Verantwortung in Sachen Lebendigkeit.


Und jetzt kommt das Absurde: Mit dieser Entscheidung, die ich vor ein paar Wochen traf, öffnete ich gleichzeitig die Tür für wahre Magie. Nicht eine Person fragt: Was denkst du dir eigentlich? Aber fast Jeder fragt: Wie machst du das?

Wenn wir eine Energie erleben, die reinen Herzens ist, dann möchten wir sie behalten. Vermehren, wachsen lassen.

Es ist ein Versprechen an mich selbst, dass ich hören werde auf meine Wünsche, egal wie klein oder groß sie scheinen. Was ich an Lust und Leichtigkeit gewinne, das teile ich mit meinem Umfeld, denn wahre Fülle versiegt nicht.


Ich sehe noch das Gesicht meiner Freundin vor mir und da ist so unglaublich viel Dankbarkeit

Gleichzeitig ein kleines Schmunzeln in dem Wissen, wie viel Transformation eine Portion Rührei bewirken kann.






 
 
 

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LINDA

KOPROWSKI

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