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Du wärst so schön, wenn...

  • Autorenbild: Linda Koprowski
    Linda Koprowski
  • 8. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit

Ich habe lange gebraucht, um mich in meinem Körper wohlzufühlen. Mit dem großen Busen, dem Bauch und der generell eher kurvigen Struktur. Ich habe Zeit gebraucht, um zu verstehen, dass das in Ordnung ist und mich nicht weniger weiblich macht. Es gab nämlich Zeiten, da war für mich das Bild der begehrten und gewollten Frau: eher zierlich, fast zerbrechlich. Das begann schon mit 15, als mein damaliger Freund – mit dem ich auch mein erstes Mal hatte – mir mitteilte, ich wäre ja so schön, wenn ich nur 2 Kilo abnehmen würde.(Aus heutiger Sicht war ich damals einfach ein schlankes Mädchen mit Hüften und Oberweite.)

Du wärst ja so schön, wenn … Mich beschleicht das Gefühl, dass dieser Satz Frauen eingepflanzt wird – fast wie ein vergiftetes Geburtsgeschenk. Du wärst so schön, wenn du lächelst. Du wärst so schön, wenn du weniger redest. Du wärst so schön, wenn du dieses Training machen würdest. Du wärst so schön mit diesem neuen Outfit. Du wärst so schön, wenn du dich nur einfach ändern und optimieren würdest.

Als (werdende) Frau war der Schönheitsbegriff omnipräsent – in den 90ern und frühen 2000ern vor allem geprägt von Werbung, TV-Shows und dem male gaze. Wer diesem Bild entsprach, war: wertvoll. Begehrenswert. „Normal“. Und hatte damit auch – scheinbar ganz natürlich – ein Anrecht auf Liebe, Erfolg, Sichtbarkeit.

Die Aberkennung weiblicher Vielfalt hatte zur Folge, dass Frauen nicht einfach koexistieren durften. Nicht gleichermaßen zufrieden oder erfolgreich leben konnten.„Die Andere“ nahm dir den Job. Den Mann. Die Chance auf Glück.Ihr solltet konkurrieren.Du solltest dich vergleichen.

Und das Leben lieferte zuverlässig die passenden Beweise für diese Glaubenssätze mit Widerhaken: Die Partner, die fremdgingen (natürlich mit „einer Dünneren“) ,die engste Freundin, die mir den Job vor der Nase wegschnappte und all die Leading Lady Parts, für die ich – wegen meiner Statur – nicht infrage kam.

Ich mochte andere Frauen nicht sonderlich. Meine besten Freunde waren schwule Männer. Die mochten mich und ich musste mir keine Sorgen machen, ob sie mich als „attraktiv“ einstufen oder nicht. Vermutlich waren es genau diese Männer, die meinen starren Blick mit viel Humor und Geduld in andere Richtungen lenkten. Die mir ein wenig mehr Optionen gaben als: zurückgezogen und sicher oder “out there“ und dem Vergleich ausgeliefert.


Heute ist Schönheit für mich ein viel umfassenderer Begriff.

Menschen, die ich als schön empfinde, haben eine Ausstrahlung, die mich berührt. Sie inspirieren mich. Man fühlt sich wohl in ihrer Gegenwart. Nicht falsch. Nicht fast annehmbar. Sondern einfach: richtig.

Ich habe mich sogar dabei ertappt, wie ich eine Frau in der Sauna ansehe. Sie hatte diese kleinen Röllchen am Rücken. Und ich dachte eben nicht : „Meine Güte, wie abartig. Wie kann man sich so gehen lassen, dass nicht jeder Teil des Körpers straff und fettlos ist?“

Stattdessen begann mein inneres Kreativhirn plötzlich ein Göttinnen-Shooting zu inszenieren: Wie schön sähe sie wohl aus in einem rückenfreien, wallenden Kleid? Mit riesiger Krone. Irgendwo im Wald. Bei Sonnenaufgang. Oder im Fluss? Sie schaut aus wie ein Ölgemälde aus dem 18. Jahrhundert.

Da dämmerte mir etwas: Könnte ich eventuell gar nicht so hässlich sein? Eventuell sogar schön? Könnte ich eventuell einfach … voll in Ordnung sein?

Welch revolutionärer Gedanke. Nicht nur für mich – sondern für all die Midsize-Ladies da draußen,die weder als Model noch als Body-Positivity-Beauftragte genügten. All diejenigen, die aazwischen existieren .All die ganz normalen Körper.


Denn wenn man schon das Wort normal in den Mund nehmen will: Dann ist Vielfalt die Norm. Die Norm als Vergleich ist menschengemacht. Aber die Natur bringt hervor, wogegen wir wirklich nicht argumentieren können.

Unseren Körper formt unsere Lebensweise, unsere Geschichte .Unsere Ängste. Unsere Ziele. Er ist so viel mehr als ein Dekorationsobjekt.Er ist die Möglichkeit zu erLeben, er ist Zeuge unserer Zeit auf diesem lustigen Planeten.

Meine Fresse! Wieso habe ich so lange gebraucht, um das zu erkennen?

Weil noch immer zu wenige darüber reden.


Es ändert sich etwas, ja. Zum Glück .Ich sehe Frauen auf Social Media in allen Formen und Größen,die ihren Körper feiern. Die wieder Freude an Mode und damit auch am Selbstausdruck haben. Die Wohlgefühl, Freude und Gesundheit vor das Erscheinungsbild stellen.Die ihren Wert und das Recht, diesen selbst zu bestimmen wieder zu sich holen.


Und ich spüre:Ich bin nicht mehr allein.

ree

 
 
 

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