Mein Verstand ist großartig.
Messerscharf und zauberhaft zugleich. Er vermag es fokussiert zu arbeiten und im nächsten Moment fantastische Welten und Visionen zu erschaffen.
Leider ist er aber auch in den meisten Fällen die Wurzel meiner Sorgen und der Antreiber meiner Ungeduld. Mein Verstand ist der Nährboden meines Egos. Das ist übrigens nur uns Menschen vergönnt.
Keine andere Wesenheit auf diesem Planeten darf sich damit herum schlagen.
Kein Grashalm ist neidisch auf die bunte Blume nebenan, kein Fisch verflucht seine Flossen, weil er lieber Flügel hätte. Der Zustand von „Es ist was es ist“ oder auch das wertfreie JETZT wird von unserem Verstand beständig und teilweise sehr clever bekämpft.
Mit ausgeklügelten Geschichten und Szenarien, die uns bis ins kleinste Detail erleben lassen, was uns erwartet, wenn wir die Komfortzone verlassen oder warum etwas absolut nicht funktionieren kann.
Bevor wir überhaupt auch nur einen Schritt in die jeweilige Richtung unternommen haben.
Unglaublich oder? Von der Position des Beobachters aus, ist dieser Vorgang sehr erstaunlich. Besonders im eigenen Prozess ist es spannend, sich selbst auf die Schliche zu kommen.
Beispielsweise wurde mir neulich erst klar, dass ich sehr gut Träumen kann. Ich habe absolut kein Problem damit groß zu denken. Wie gesagt, mein Verstand ist ganz schön stark.
Auch mein Herz schlägt Purzelbäume, wenn ich mir diese freie und freudige Zukunft ausmale. Und es ist ja auch möglich.
Instagram erinnert mich täglich daran.
Dieser perfekt ausgebaute Van, der Laptop auf dem Schoss und mit einem Glas Wein den Sonnenuntergang genießen. In der Welt zu Hause, als digitaler Nomade. Oder dieser alte Bauernhof, selbst kernsaniert, autark mit Gemüsebeeten und langer Tafel um Freunde daran zu verköstigen. Ein eigenes Buch in den Läden, kreativ, geerdet und in jedem Fall finanziell und im Herzen frei.
Das könnte ein Plan sein, wenn mein Verstand nicht dazwischen plappern würde. Er erinnert mich, wie weit ich von diesem Leben zum jetzigen Zeitpunkt entfernt bin. Und dass ich kein gelernter Tischler oder Handwerker bin. Dann noch, dass ich ja erstmal eine Idee bräuchte um ein Buch zu schreiben und dass es schwierig ist an den Traumstränden dieser Welt brauchbares Internet zu finden.Bla.Bla.Bla.
Er tut einfach alles, damit ich nicht den ersten Schritt tue. Und lange -wirklich lange- hat mich das dazu veranlasst meine Herzensprojekte wieder in der Schublade zu verstauen. Was wäre aber, wenn der Verstand wieder seinen rechtmäßigen Platz einnimmt? Den des Angestellten? Er kann ausführen, planen und fokussieren. Die Leitung aber, hat das Herz! Ich weiß, wir können es alle kaum noch hören: Folge deinem Herzen. Aber es ist nunmal sehr wahr. Wir stellen uns vielleicht ein verträumtes, zielloses Wesen vor, das keinen klaren Gedanken fasst. Im Gegenteil. Das Herz spricht recht deutlich und simpel. Willst du das? JA Dann machen wir uns auf den Weg. Das Wie und Wann wird vom Verstand erledigt. Aber bitte erst, NACHDEM wir ihm die Aufgabe erteilt haben.
Dann entstehen plötzlich greifbare Möglichkeiten. Umsetzbare Aufgaben. Du möchtest ein Kochbuch veröffentlichen? Dann übe. Koche jeden Tag etwas Anderes. Fang an aufzuschreiben, wenn es Dir gelungen ist.
Koch für Freunde und Familie. Fang an dein Essen anzurichten und lerne, wie man es eindrucksvoll fotografiert. Gehe einen Schritt nach dem Anderen. Das ist nicht nur logischer, sondern beruhigt auch unser Nervensystem. Denn die einzelnen Tätigkeiten, die alle auf deine größere Vision
ausgerichtet sind, bringen unmittelbare Erfolge. Ein Ergebnis über das du dich freuen kannst. Das macht Mut für die nächste Aufgabe. Die ist dann vielleicht schon umfangreicher.
Wir neigen dazu, die Dinge zu verkomplizieren und dekorieren sie dann noch mit Ungeduld. Das Ergebnis: Wir tuen lieber gar nichts und bleiben dort, wo wir uns irgendwie nicht lebendig fühlen.
Das heißt auch, dass wir uns mal ansehen, was unter unseren Wünschen verborgen liegt. Ich zum Beispiel will ständig umziehen. Dahinter steckt erstmal der Wunsch nach Veränderung meiner Lebenssituation. Das ist nicht sofort umsetzbar. Ich kann aber Möbel umstellen, Bilder aufhängen und frische Blumen aufstellen. Schon ist das Bild ein anderes. Ich kann auch mal für ein paar Tage weg fahren und aus einem Zelt oder AirBnB am Laptop arbeiten. Das Ergebnis dieser Schritte ist sofort spürbar.
Natürlich geht es dann noch tiefer. Wieso braucht es ständig neuen Tapetenwechsel. Aber das ist wieder eine andere Thematik.
Was ich sagen will mit diesen vielen Worten? Wir haben die Macht über unseren Weg und unser eigenes Leben. Ich kann wirklich in mich hineinfühlen, was mein Herz zum strahlen bringt. Und dann mach ich das. So, wie es jetzt aktuell eben geht, aber mein Job muss mir nicht im Weg stehen, wenn ich mich Selbstständig machen will. Es braucht nicht zwingend große finanzielle Investments um sich neue Skills anzueignen.
Werden wir doch wieder kreativ und gönnen uns selber diese schiffbaren Momente.
Seien wir offen für die Möglichkeiten, die jetzt im Moment für uns greifbar sind.
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