Ich bin Mensch.
Ich kreiere.
Ob ich das will oder nicht.
Ich kann nicht anders.
Und wahrhaftig: ICH HAB ES VERSUCHT.
Mit verbiegen und ducken und zerren. Reinste Kunststücke habe ich aufgeführt um nicht vielleicht doch in ein vernünftiges Konzept zu passen. Ihr wisst schon: Einen Beruf wählen, einen Ort, einen Partner… und endlich mal mit dem Suchen aufhören und ankommen. Dann würde nämlich endlich mein Leben starten. Davon war ich fest überzeugt.
Meine Ideen habe ich fein säuberlich in eine Schublade gepackt. Ich habe sie archiviert unter „Mein Altes Ich“ und habe mir gedacht, das funktioniert ganz gut.
War auch so. Für eine Weile. Bis man dann auf diese zauberhaft hartnäckigen Menschen trifft, die einem hinter die Fassade schauen. Die sind rar, aber ich hatte gleich mehrere davon in meinem Umfeld.
So gingen wir also die Donau entlang oder tranken einen Kaffee. Und ich erzählte davon, wie ja eigentlich alles in Ordnung ist. Aber eben auch nicht mehr als das.
Wir redeten viel, ab ein Satz kam mit liebevollem Nachdruck. Mit einer gewisse Strenge in der Stimme:
Du bist Künstlerin, wann siehst Du das endlich ein.
Ich hatte keine Antwort darauf. Ich glaubte es zu dem Zeitpunkt nicht wirklich. Aber mein Herz, mein Innerstes war (und ist!) klüger als all meine Gehirnwindungen zusammen. Und ich gab die Führung an sie ab.
Es folgten Monate und Jahre des Kennenlernens.
Wer ist Linda eigentlich. Um dahin zu kommen, stellte ich erstmal fest, wer ich nicht war und das kann ich jedem nur wärmstens empfehlen.
Setz dich hin. Und sei mal ehrlich zu dir. Es schaut niemand zu. Guck dir dein Leben an, deine Freunde, deinen Beruf. Alles. Und frag dich mal, was davon dein Herz vor Freude hüpfen lässt. Was davon dir eine tiefe Ruhe gibt.
Und wo denkst du dir „Wann ist das endlich vorbei“ oder
„Muss das wirklich sein“. Spoiler: Zweiteres bist NICHT du.
Ich war also nicht der sichere Teilzeitjob, ich war aber auch nicht die ständig Zugfahrende Sängerin. Ich war definitiv nicht das Partymäuschen und trotzdem kein Einsiedlerkrebs.
Super. Und was jetzt?
Jetzt wurde es erst richtig lustig. Ich war müde vom Suchen nach dem Ziel. Deswegen musste ich bei mir ankommen. Und das klingt etwas leichter, als es tatsächlich war.
Hier eine Erkenntnis, dort eine Ohrfeige vom Leben. Hier ein Workshop, dort eine zerbrochene Freundschaft.
Das spannende ist aber, dass ich alles noch einmal durchmachen würde. Jede Sekunde. Denn -und jetzt wird es kitschig- jeder Moment hat mich zurück zu mir selbst geführt. Und was ich da gefunden habe war das, was meine wunderbar klaren, strengen Freunde bereits erwähnt hatte: Ich fand die Künstlerin.
Nicht die, die sich mein 6 Jähriges Ich mal vorgestellt hat, nicht die, die das Musicalstudium absolviert hat.
Sondern die Person, die einfach nicht anders kann, als etwas auszudrücken, einzufangen und aufzuzeigen.
Und vor allem die Linda, die das Leben als Kunstwerk verstehen kann. Ihr Eigenes nämlich.
Die nicht mehr wartet auf den Beginn, sondern begreift, dass sie mittendrin ist in diesen Geschichten, die sie irgendwann als alte Dame im Café erzählen möchte.
Geschichten von tiefer Menschlichkeit, von überschäumender Freude. Geschichten vom Mut sich zu bewegen. Von Neugier, Begegnungen und allumfassender Liebe.
Es sprudelt. Meine Zellen hüpfen, während ich diese Zeilen schreibe.
Denn: Es kann ja eigentlich nicht anders sein.
Ich lebe sicher, ich habe es warm. Ich bin so umsorgt vom Leben, dass es meine verdammte Pflicht ist kreativ zu sein.
Ich bin es mir und der Welt schuldig, meine Energie nicht in selbsterfundene Probleme zu stecken. Sondern in das Erschaffen von etwas Neuem. Wie und was genau. Das behalte ich erstmal noch für mich. Könnte ich jetzt sagen um Spannung aufzubauen. In Wahrheit bin ich selber nicht ganz sicher und das ist eine ziemlich schöne Sache.
Dieses Schreiben im Café zu Swingmusik. Das fühlt sich frei an. Und das fühlt sich schon ein bisschen an wie eine Geschichte, die ich mal erzählen werde.
Aber zu erst dürfen sie gelebt werden. Gefühlt und Genossen.
Ich bin Mensch.
Ich kreiere.
Ich bin Künstlerin des Lebens.
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